Was es bedeutet, heute jung zu sein

Die folgenden Texte sind Auszüge aus Texten von 4 Schülerinnen und Schülern der Klasse 10a, die im Rahmen der Deutsch-Vorprüfung geschrieben würden. Diese Texte geben einen Einblick in die Lebenssituation, in die Lebenssicht, in Zukunftshoffnungen und Problemlagen unserer 16-jährigen Schüler und Schülerinnen nach 3 Schuljahren, die durch die pandemische Situation geprägt waren.

Es kommen zu Wort: Cora, Chiara, Mario und Hartmut.


Auszug aus dem Aufsatz von Cora Holtzegel, 10a (2022)

Was es bedeutet, heute jung zu sein

Heutzutage träumt jeder von Reichtum und Beliebtheit.

Ich hingegen träume davon, die Welt zu sehen und eine glückliche Zukunft zu haben.

Ich scrolle durch Instagram und sehe Stories von Jugendlichen, die Spaß auf Partys haben, die sich mit ihren vielen Freunden treffen, die shoppen gehen und mit 20 Tüten nach Hause gehen.

Ich fühle mich schlecht, denn ich sitze schon den ganzen Tag zu Hause und schaue Netflix oder scrolle durch die sozialen Medien.

Ich könnte mich mit meinen Freunden treffen, doch mir fehlt die Kraft dazu. Meine Schulwoche war anstrengend.

Ich musste viel lernen.

Ich muss mich davon erholen und ich habe nur 2 Tage dafür Zeit, weil bald beginnt wieder eine stressige und anstrengende Woche.

Der Montag ist da. Wie ich Montage hasse. Mein Tag beginnt um 05:45 Uhr.

Ich mache mich fertig und versuche, meine Augenringe zu überdecken, die ich habe, weil ich diese Nacht kaum Schlaf hatte.

Ich muss los zur Schule.

Ich muss 7 Stunden in der Schule sitzen und versuchen zuzuhören, was der Lehrer vorne erzählt, doch ich bin so müde und versinke in meinen Gedanken.

Ich freue mich, endlich zu Hause zu sein, doch ich erinnere mich, dass ich noch Hausaufgaben habe.

Ich lerne für die Arbeiten, die diese Woche anstehen, doch es passt nichts in meinem Kopf.

Ich würde jetzt lieber ein wenig schlafen oder Netflix schauen, doch ich kann nicht, denn ich will die nächste Arbeit nicht verhauen.

Ich freue mich auf Tage, wo ich Training habe, weil ich mich frei und sorglos fühle.

Ich war den ganzen Tag müde, doch als ich am Abend endlich im Bett liege, bin ich munter.

Ich lese, um müde zu werden, doch es hilft nicht. Dann nehme ich mir schließlich doch mein Handy und scrolle wieder durch die sozialen Medien. Später in der Nacht schlafe ich endlich ein und morgens beginnt alles von vorn.

Ich hoffe auf gute Nachrichten von Personen, die ich mag.

Es ist Wochenende und heute habe ich es geschafft mich aufzuraffen. Ich treffe mich mit Freunden, aber nicht, um shoppen zu gehen, sondern um uns zu betrinken.

Ich weiß nicht, weshalb wir uns betrinken. Vielleicht aus Spaß oder um uns sorglos zu fühlen? Wir reden nicht oft über unsere Gefühle, um ehrlich zu sein, mag ich das nicht wirklich.

Ich behalte es lieber für mich, denn von Eltern kommt nur sowas wie: „Wir waren auch Teenager und hatten Stress. Wir leben trotzdem noch.“ Danke für die aufbauenden Worte!


Auszug aus dem Aufsatz von Chiara Bittner, 10a (2022)

Was es bedeutet, heute jung zu sein

Ich selbst bin 16 Jahre alt, stehe kurz vor meinem Schulabschluss und meine Jugend wird geprägt von einer Pandemie. Was es bedeutet, heute jung zu sein?

Es beginnt schon nach dem Aufstehen, der erste Blick fällt auf unser Handy und wir werden auf Social Media sofort mit all den surrealen Schönheitsmerkmalen konfrontiert: die perfekte Haut durch hundert Filter, der perfekte Körper durch Photoshop und es dauert nicht lange, bis die Unsicherheit uns überfällt. Jeden Morgen vor der Schule steht man vor dem Kleiderschrank und überlegt lieber noch dreimal, ob man den roten Pullover oder die graue Jeans wirklich anziehen kann, ohne dass irgendjemand einen auslacht

Man geht dann gestresst zur Schule, weil man weiß, dass der Mathetest in der ersten Stunde eine Katastrophe wird. Stress, Angst und Unsicherheit überfallen uns immer wieder. Was mache ich, wenn mein Zeugnis schlecht wird? Wie soll ich meinen Abschluss oder die Chemiearbeit in einer Woche schaffe?

Die Schule ist vorbei, meine Klasse hat doch über den roten Pullover gelacht, mein Lehrer hat wieder geschrien ohne Grund und ich weiß, sobald ich zuhause bin, setze ich mich erneut an die Aufgaben für die Schule.

Irgendwann am Tag brauchen auch wir Ruhe und Zeit, über Dinge nachzudenken. Ich gehe gern raus, allein, höre Musik und schalte so die ganze Welt einfach aus. Ich denke nicht mehr an Schulstress, falsche Freunde, den Jungen, der mich verletzt hat oder an die Leute, die schlecht über mich reden.

In dieser Zeit denke ich an die guten Dinge, an meine Wünsche und Träume, zum Beispiel an meinen Wunsch zu arbeiten, als Erzieherin in einer Kinderkrippe.

Ich verbringe meine Ruhezeiten auch gern mit Menschen zusammen, die ein Safe Place für mich sind. Es ist wichtig, Leute zu haben, bei denen man sich fallen lassen kann und ein Gefühl von Sicherheit hat.

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Früher hat jung zu sein bedeutet zu leben, die Zeit zu genießen, feiern zu gehen und Spaß zu haben. Heute ist das anders, unsere Jugend spielt sich in einer Pandemie ab, wir werden in unserer Freizeit eingeschränkt, wir werden schon früh dazu erzogen, anständig zu sein und stehen uns oftmals selbst im Weg, weil wir immer alles richtig machen wollen.

Wir werden nie richtig lernen, wie man feiert, über Zäune klettert oder wie man gute Liebesbriefe schreibt.

Wir erwarten von uns selbst zu viel, wollen immer hundert Prozent geben, obwohl man bei 80% die besten Leistungen erbringt. Wir erwarten zu viel und enttäuschen uns am Ende nur selbst.

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Es ist traurig, dass man sich bei jeder Handlung und jeden Schritt Gedanken machen muss. Jung sein heute bedeutet, Fragen zu stellen, unnötige Fragen einfach, weil die Gesellschaft so einschienig fährt, dass man nicht mehr anders als die anderen sein darf.

Du bist dünn – magersüchtig
Du bist kräftig – fett
Du trägst eine Brille – hässlich
Du trägst keine Brille – hässlich
Du bist schlau – Streber
Du isst kein Fleisch – krank
Du trinkst keinen Alkohol – verklemmt
Du trinkst Alkohol – unanständig

So ist unsere Gesellschaft und du hast kaum die Möglichkeit, glücklich zu sein, wenn man nicht versucht, sich anzupassen und den Normen zu entsprechen.

Jung sein sollte bedeuten Spaß zu haben, nicht wegen Kleinigkeiten in Angst zu leben, akzeptiert zu werden und sich selbst so lieben zu dürfen, wie man ist. Ich selbst kann von Glück reden, dass ich ein gutes Verhältnis zu meiner Familie und zu meinen wenigen, aber richtigen Freunden pflege, dass ich mittlerweile ein gutes Selbstwertgefühl habe und im Großen und Ganzen sehr glücklich bin.

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Auszug aus dem Aufsatz von Mario Zesewitz, 10a (2022)

Was es bedeutet, heute jung zu sein

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Ich bin Mario, 16 Jahre alt und ich würde mich als einem pessimistischen Träumer mit einer verkorksten Sicht auf die Welt beschreiben.

Ich als ein Repräsentant der heutigen Jugend glaube, dass die Generation vor uns zu viele Erwartungen an uns stellt, wie zum Beispiel, dass wir jetzt die Umwelt retten müssten, damit sich die Erde noch so lange wie möglich weiterdreht. Oder die Anforderungen und Erwartungen unserer Eltern, dass wir gute Noten schreiben und einfach funktionieren sollen. (…) Mit funktionieren meine ich, dass wir einfach nur weiter Arbeit, Ausbildung oder Schule machen und den Erwartungen der Gesellschaft Folge leisten. Aber was, wenn man sich nicht in der Lage dazu fühlt? Ist man dann etwa anders oder sind wir dann weniger wert?

Ich träume von einer Welt, in der das Leben einfach ist. Ein unbeschwertes Leben, mit dem ich trotz meiner Faulheit klarkomme und in dem es keine Krankheiten gibt, erst recht keine psychischen, aber dies wird wahrscheinlich nie passieren, zumindest nicht zu meinen Lebzeiten.

Medien geben uns Träume und Wünsche, die oft aber leider zu hochgesteckt sind. Wir vergleichen uns oft mit den Schönen auf Social Media Plattformen und denken, das ist wichtig, wie wir aussehen, uns anziehen und wie wir uns zu verhalten haben. Das sorgt in den meisten Fällen für ein schlechtes Selbstwertgefühl, welches Depressionen und Angststörungen verursachen kann.

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Jeder hat heutzutage Handys, dadurch ist man immer erreichbar und abrufbar. Das nervt mich, denn man kann nicht mehr mal einfach weg sein. Das ist etwas, was ich mir oft wünsche, einfach mal weg zu sein. So ohne Vorwarnung ein neues, eventuell besseres Leben anfangen zu können.

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Ich glaube, dass es scheiße ist, heute jung zu sein. Jugendliche haben mit vielen Problemen zu kämpfen, die oft nicht von außen zu erkennen sind, seien es die Erwartung der Eltern, der Vergleich mit Influencern oder einfach nur die Angst davor, im Leben zu versagen.


Auszug aus dem Aufsatz von Hartmut Martin, 10a (2022)

Was es bedeutet, heute jung zu sein

Wir alle leben zurzeit in einer schwierigen Lage. Das Coronavirus ist vor ein paar Jahren ausgebrochen und der Staat musste reagieren. Als Reaktion auf die Pandemie, verordnete der Staat eine weitreichende Quarantäne. Dies betraf alle Menschen in Sachsen also alle Rentner, Arbeitende, Studenten, Kinder und auch Schüler.

Von heute auf morgen mussten alle in die Quarantäne. Durch die Quarantäne ist die Schule auf Zuhause verlegt worden. Plötzlich war der Ort, an denen man entspannen konnte, ein Ort geworden, den man mit Schule und Stress verbindet. Viele junge Leute haben durch unterschiedliche Faktoren psychische Probleme bekommen. Durch Unterrichtsausfall und die Gewöhnung an neue Lernmethoden wurde viel Schulstoff gar nicht behandelt oder nur wenig behandelt.

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Dabei möchte man in seiner Jugend doch nur seine Träume leben, wie zum Beispiel eine Freundin haben, in einem Club gehen oder sich mit Freunden verabreden und etwas zusammen unternehmen. Doch diese, eigentlich normalen Wünsche wurden für eine lange Zeit verboten, durch die Ausgangssperre und die Kontaktregeln, die das Coronavirus mit sich brachte. Zu der Zeit hofften alle, dass es schnell vorübergeht, da man sich wieder mit Freunden treffen wollte, egal ob geimpft genesen oder getestet.

Der Alltag bei vielen Jugendlichen bestand daraus, den ganzen Tag Computerspiele zu spielen und sich mit Freunden online zu unterhalten. Die ganze Zeit für die Schule zu büffeln und zu wissen, dass man, wenn die Quarantäne vorbei ist, noch mehr machen muss, hat viele sehr fertig gemacht.

Man erwartet, dass der Lehrer einem alles Notwendige beibringen, um die Prüfung zu verstehen und um einen guten Abschluss zu bekommen, doch musste man sich in der häuslichen Lernzeit durchaus so manches selbst beibringen. Natürlich waren die Lehrer stets bemüht, jedoch macht es durchaus einen Unterschied, ob man in der Schule lernt, wo man es gewohnt ist zu lernen oder zuhause, wo man es gewohnt ist, zu entspannen.

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